Die Supply Chain in der Krise digital managen

Tipps für Quick Wins

Gerade in Ausnahmesituationen, in denen es zu Unterbrechungen der Supply Chains kommt, zeigt sich der Wert maximaler Transparenz von Lieferketten. Bereits existierende Tools schaffen schnell und unkompliziert notwendige Sichtbarkeit.

Bis 2021 werden Organisationen mit robustem, skalierbarem digitalem Handel ein um 30 Prozent höheres Umsatzwachstum erzielen als Nicht-eCommerce-Organisationen – wenn sie digitale Kanäle während des COVID-19-Ausbruchs besser nutzen. So lautet eine Vorhersage des Analystenhaus Gartner, das die unmittelbaren Auswirkungen der COVID-19-Krise auf Unternehmen untersucht hat.

Im Zusammenhang mit Quarantäne und Grenzschließungen geriet die Versorgung mit Vorprodukten, Produkten oder auch Arbeitskräften plötzlich und ohne Vorwarnung in Gefahr. Laut dem Institute for Supply Management (ISM) haben mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen von Auswirkungen auf die Lieferketten berichtet, unter anderem in der Lieferantenkapazität, eingehenden Roh-Materialien und Teile, sowie zusätzlicher Zeit für die Erforschung von alternativen Quellen, um Angebot und Nachfrage in Einklang zu halten.

Aus den Ergebnissen der COVID-19-Untersuchung und einer Analyse von Maßnahmen, die chinesischen Unternehmen geholfen haben, sich schnell zu erholen, haben die Gartner-Analysten nun konkrete Empfehlungen abgeleitet, wie Chief of Supply Chains mit technischer Unterstützung schnelles Krisenmanagement betreiben können.

Quick-Wins für kleine und mittelständische Zulieferer

Digitale Mittel sind für große Zulieferer leichter zugänglich als für kleine und mittelständische. Häufig sind Großunternehmen bereits über EDI (Electronic Data Interchange) an den Handel angebunden und können abweichende Liefermengen unverzüglich melden.
Kleinere Lieferanten wie Obst- und Gemüsebauern verfügen dagegen oft nicht über die benötigten Ressourcen, Kapazitäten und IT-Infrastrukturen.

Doch das heißt nicht, dass sich diese Unternehmen digital abhängen lassen müssen. Das Analystenhaus Gartner empfiehlt: IT-Chefs und Head of Supply Chains sollten jetzt eng zusammenarbeiten, um aktuelle Möglichkeiten zu besprechen, ohne langfristige Digitalisierungsprogramme aus den Augen zu verlieren. Mit Blick auf die weiter entfernte Zukunft lohnt sich zwar die Auseinandersetzung mit Technologien wie Machine Learning, RPA, Big Data und Co, doch für unmittelbare Quick-Wins in der Krise sind schnell integrierbare Tools das Mittel der Stunde. Eine konkrete Supply-Chain-Empfehlung der Analysten: Simple technische Erweiterungen, die schnell zusätzliche Stakeholder in die Informationskette einbeziehen.

Denn: Nicht nur der Transport physischer Güter stieß während der Krise auf Herausforderungen, sondern auch der Informationsaustausch erwies sich als krisenanfällig. Wenn Informationen über Lieferengpässe und -unterbrechungen den Handel oder die Produktion erst spät erreichen, erzeugt das Unsicherheit. Eine angemessene Reaktion wird erschwert, Gegenmaßnahmen können nicht rechtzeitig ergriffen werden. Dadurch verschärfen sich die Auswirkungen. Offensichtliche Engpässe können Verbraucher zu weiteren Panikreaktionen wie Hamsterkäufen veranlassen. Laut Gartner gelte es jetzt, Systeme und Kommunikationsportale sowie Anwendungen in Anspruch zu nehmen, die dazu beitragen können, Risiken zu beherrschen und die Lieferkette zu beschleunigen.

Supplier Portal schafft Transparenz

Ein Beispiel für eine solche Anwendung sind Supplier Portale wie das LEA Reply™ Supplier Portal der cloudbasierten Lieferkettenlösung LEA Reply™. Es vernetzt Zulieferer, den Handel und die Produktion. Der Grundgedanke der Plattform: Die tatsächlichen Gegebenheiten bei den Lieferanten vor Ort zu berücksichtigen – sei es beim Obstbauern, bei Fleischereien oder den Herstellern von Schutzausrüstung.

Ein sinnvolles Supplier Portal stellt keine großen Anforderungen in Bezug auf Hardware: ein PC, ein Drucker und ein Barcodescanner, für den auch ein Smartphone verwendet werden kann, reichen aus. Zudem ist über ein solches Portal die Anbindung neuer Lieferanten inklusive Schulung der Mitarbeiter wenig zeitaufwändig und erfordert keine tieferen IT-Kenntnisse.

Die für den Versand gedruckten Labels werden mit dem mobilen Endgerät gescannt und die Information zur anstehenden Liefermenge ist dem Handel sofort zugänglich. Auf Mindermengen oder auch Übermengen kann somit rechtzeitig reagiert und entsprechend umdisponiert werden.

Schnelle Reaktion trotz langwieriger Digitalisierungsprozesse

Eine digitale Lieferkette hat entscheidende Vorteile: Zum einen steht die Übermittlung von Informationen zum Status von Lieferungen allen Beteiligten unmittelbar zur Verfügung. Zum anderen wird der Arbeitsaufwand bei der Erfassung und Übertragung in verschiedene Systeme drastisch reduziert. Nicht zuletzt lässt sich das Social Distancing leichter praktizieren, da digitale Information keinen physischen Kontakt braucht.

Die gegenwärtige Krise zeigt, dass die Herausforderung des Einzelhandels gerade auch in Bereichen wie Schutzausrüstung, medizinisches Equipment und mehr enorm ist und gravierende Konsequenzen haben kann, wenn es zu größeren Störungen kommt. Gerade in diesen wichtigen Bereichen können mehr Transparenz und Planbarkeit sowie ein reibungsloser Informationsfluss entscheidend dazu beitragen, die Supply Chain vom Hersteller bis zum Verbraucher weitgehend intakt zu halten. Die aktuelle Ausnahmesituation fordert dazu auf, die Lieferketten robuster zu gestalten – und für die Zukunft generell noch effizienter aufzustellen.

Doch Vorsicht: Ein neues Tool einzuführen heißt nicht, dass damit die Digitalisierung der Lieferkette abgeschlossen ist. Eine übergreifende, langfristige digitale Planung ist auch während der Krise angesagt.
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